Uedem-Hochwald
Ein Manöverareal der Römischen Armee

Im Uedemer Hochwald wurden 13 Übungslager entdeckt, die zu einem Manöverareal der römischen Armee gehören. Fast 200 solcher Übungslager sind am Niederrhein bekannt, doch an kaum einem Ort des Römischen Reiches sind sie so gut erhalten wie hier.
Die Lager
Das Areal befindet sich am nördlichen Rand einer Geländeerhebung, die zum Rhein hin steil abfällt und einen weiten Blick in die Flussebene erlaubte. Es umfasste insgesamt 13 Lager unterschiedlicher Größe (0,5 bis 2,5 ha) mit Platz für jeweils 500 bis 2.500 Mann und war damals nicht bewaldet. Vermutlich waren es Legionäre aus dem ca. 10 km entfernten Lager Vetera bei Xanten, die hier zusammen mit in der Nähe stationierten Hilfstruppen den Kriegseinsatz übten.
Manöver in der römischen Armee
Um die Disziplin der römischen Truppen am Rhein im Frieden aufrechtzuhalten, war ständige Beschäftigung nötig. Neben dem Einsatz bei öffentlichen Baumaßnahmen wurde vor allem das Kriegshandwerk trainiert. Berühmt war die römische Armee für das schnelle Anlegen von Befestigungen auf dem Marsch. Diese boten bei Übernachtungen Sicherheit oder bei ungünstigem Schlachtverlauf einen Rückzugsort. Geübt werden musste ebenso das Zusammenspiel verschiedener Waffengattungen, wie etwa von Reiterei und den zu Fuß kämpfenden Legionären.
Übungslager 12 – Training für den Ernstfall
Lager 12 ist eines von insgesamt 13 sog. Übungslagern im Hochwald, die besonders gut erhalten sind. Römische Soldaten hatten sie hier errichtet, um den Bau von Lagern auf dem Marsch oder auf Feldzügen zu üben.
Graben und Wall
Der Bau eines solchen Lagers folgte einem festen Schema, bei dem Vermesser von vorausgeeilten Spähern erkundete Flächen absteckten. An exakt bestimmten Zeltplätzen legten die Soldaten ihr Gepäck ab. Ein Teil der Truppe hob dann einen ca. 2 m tiefen und 2 m breiten Spitzgraben (fossa) zur Verteidigung aus, der andere Teil schichtete die Erde zu einem ca. 1 m hohen Wall (vallum) mit einer Abdeckung aus Rasensoden (caespites) auf. Heute sind die Gräben verfüllt und nicht mehr sichtbar, die Wälle aber noch bis ca. 0,5 m hoch erhalten.
Tore und Ecken
Der Grundriss römischer Marsch- oder Übungslager ist wie auch hier typischerweise ein Rechteck oder Parallelogramm. Die Ecken sind meist abgerundet, um den Verteidigern eine bessere Sicht zu bieten. Eine besondere Form haben die Tore: Der Lagerwall wird unterbrochen und auf der von außen gesehen rechten Seite viertelkreisförmig nach innen geführt (clavicula). So waren Angreifer gezwungen, ihre rechte, durch die Handhabung der Waffe üblicherweise ungeschützte Körperseite den Verteidigern auf dem Wall zuzuwenden.